Virtualisierung der Arbeitswelt und das Echt-Sein im Job

Bisweilen scheint es so, als hätte die beschleunigte Digitalisierung vor allem unserer Meeting-Kultur das Fenster des Sichtbaren unserer echten Ichs weiter geöffnet: Kinder und Haustiere sind ganz selbstverständlich Teil unserer Besprechungen, unsere GeschäftspartnerInnen ahnen, wie wir morgens mit der Frisch-aus-dem-Bett-Frisur aussehen und unsere KollegInnen werden über den Bildschirm immer mehr zu uns nach Hause eingeladen. Damit geben wir – vermeintlich – mehr von uns preis als früher.

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Dr. Daniel Putz, Eva Zebisch
Jahr 2022

Wie Virtualisierung und die damit einhergehende Entgrenzung unsere Authentizität am Arbeitsplatz beeinflussen und Stellschrauben sind für Engagement, Commitment und Work-Life-Balance

Sind wir mit der Virtualisierung im Job echter geworden?

Es läge also der Schluss nahe, dass wir im Job authentischer geworden sind, weil wir ja mehr „echtes Leben” von uns zeigen. Und da authentisch sein können ja meist bedeutet, mehr zu sich und den eigenen Werten zu stehen, sollte das dem Wohlfühlfaktor im Job entgegenkommen … oder?

Ist Virtualisierung gleichbedeutend mit Authentizität und Identifikation mit dem Job?

Ja. Nein. Viele Teilfragen. Dröseln wir das mal auf:

1. Virtualisierung ist gleich Authentizität?

Nun, das hängt zum einen von kulturellen Faktoren (> mehr zur Unternehmenskultur) im Unternehmen ab – Virtualisierung kann auch bedeuten, dass ich mir Zuhause eine Kulisse aufbaue, weil es unangenehm ist, den KollegInnen mein Wohnzimmer zu zeigen oder die Kamera einfach aus bleibt. Und zum anderen hängt Authentizität damit zusammen, an welcher Stelle die mit der Virtualisierung einhergehende Entgrenzung zum Tragen kommt: Wenn wir durch veränderte Arbeitsstrukturen nicht mehr an unsere Informationen kommen und nicht in Entscheidungen eingebunden werden, ist es eher die Entfremdung von uns selbst, die zunimmt.

2. Virtualisierung ist gleich Identifikation mit dem Job?

Das wird stark durch Teilaspekte bestimmt. Sehen wir Virtualisierung als Chance zum räumlich flexibleren Arbeiten, dann hat diese Flexibilität positive Auswirkungen auf unser Arbeitsengagement. Düster sieht es aber aus, wenn wir im Zuge der Digitalisierung unseres physischen Arbeitsplatzes von Informationen und Entscheidungswegen abgeschnitten werden: Das Commitment nimmt dann ab und die Work-Life-Balance leidet spürbar.

3.
Authentizität ist gleich Identifikation mit dem Job?

Yes, yes, yes. Wer am Arbeitsplatz authentisches Verhalten in einem für die jeweilige Persönlichkeit passenden Maße zeigen kann, ist deutlich engagierter, das Commitment zur jeweiligen Organisation steigt gewaltig und die Work-Life-Balance freut sich ebenfalls.

 nach: Maister, D. H., Galford, R., & Green, C. (2021). The Trusted Advisor: 20th Anniversary Edition. Free Press.

Größeres Engagement, gesteigertes Commitment: Woher wissen wir das eigentlich?

Nein, es ist nicht geraten. Und beobachten kann man all diese Dinge zwar auch ganz gut, aber bewiesen sind sie damit noch lange nicht. Deshalb haben wir als ComTeam unser diesjähriges Studienthema dem Echt-Sein gewidmet. Und unsere Fragen mit Antworten von über 1000 Teilnehmenden belegt.

Studienbericht? Gibt’s hier.

Wie schon oben betont: Die Virtualisierung und die daraus resultierende Entgrenzung haben an vielen Stellen Potenzial, authentisches Arbeiten zu fördern. An anderer Stelle können aber schädliche Scherkräfte wirken. Deshalb lautet unsere Handlungsempfehlung für Unternehmen in dieser sich schnell verändernden Situation: Entgrenzungsdynamiken genau beobachten und gegebenenfalls Stellschrauben justieren. Wichtigster Merksatz: Informations- und Wissensaustausch und Entscheidungsprozesse müssen dringend funktionieren!

Die AutorInnen

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Eva Zebisch

Marketing & Corporate Communications
ComTeam AG, Deutschland

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Dr. Daniel Putz

Managing Consultant
Kooperationspartner bei ComTeamGroup