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Vor einiger Zeit wurde ich auf eine Studie der Universität und des Universitätsspitals Zürich zum Thema Schlaf aufmerksam. Forschende untersuchten das Risikoverhalten von 14 gesunden männlichen Studenten im Alter von 18 bis 28 Jahren. Die Studenten mussten dabei 2x täglich eine Entscheidung treffen: entweder einen kleineren Geldbetrag sicher zu erhalten – oder mit bestimmter Wahrscheinlichkeit eine größere Geldmenge. Während eine einzelne Nacht ohne Schlaf keinen Einfluss auf die Risikobereitschaft hatte, verhielten sich 11 von 14 Studienteilnehmern während einer Woche mit einer Schlafdauer von 5 Stunden signifikant risikoreicher.
edited by Claudia Heck
Jahr 2021
Aufhorchen lässt dabei vor allem ein weiterer Befund: die subjektive Einschätzung des eigenen Risikoverhaltens. Die Studenten schätzten ihr Risikoverhalten gleich ein wie unter „normalen” Schlafbedingungen. Zu tun haben könnte dies damit, dass sich der rechte präfrontale Kortex bei chronischem Schlafmangel ungenügend erholt: Dieses Gebiet der Hirnrinde wurde schon in der Vergangenheit mit Risikoverhalten assoziiert.
Wenig Schlaf galt lange als Tugend: Wer länger als 6 Stunden schlief, stand schnell mal in der „Faulpelz-Ecke”. Wer weiß, vielleicht wäre uns die eine oder andere Krise erspart geblieben, hätten die Verantwortlichen auf Vorstandesebene öfter mal ausgeschlafen? Ist Schlaf vielleicht nicht nur ein Schlüssel zu besserer Regeneration, sondern auch ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor?
Ich stehe dazu – ich selbst bin Langschläferin. Lange hatte ich damit einen schweren Stand und zog es vor, darüber Stillschweigen zu bewahren. Doch seit einiger Zeit scheint ein Umdenken stattzufinden.
Immer öfter ernte ich bestätigendes Nicken, wenn ich von den 8+ Stunden Schlaf spreche, mit denen mein Körper sich so richtig wohlfühlt. Die gönne ich ihm deshalb wenn immer möglich. Und das nicht nur am Wochenende, sondern auch wochentags. Damit scheine ich kein Einzelfall zu sein.
Wandelt sich Schlaf nun vom Grundbedürfnis zum neuesten Lifestyle-Thema? Oder geht hier ein echtes Umdenken vor sich? Ist Schlaf in unserer immer rastloseren Zeit zu einem Gut geworden, das einen Wert hat? Schenkt man Schlaf nun auch mehr Aufmerksamkeit, wenn man (noch) kein Problem mit ein- oder durchschlafen hat?
Claudia Heck
Das Rätsel Schlaf ist bis heute nicht vollständig gelöst. Der Hauptgrund für unser Bedürfnis nach Schlaf ist wohl unser Gehirn. Dieses arbeitet tagsüber auf Hochtouren, verarbeitet laufend Sinneseindrücke und Informationen. Darum braucht es Pausen: Schlaf ist für den Körper geistige und körperliche Erholung.
Der Schlafbedarf eines gesunden Erwachsenen liegt dabei generell zwischen 7 und 9 Stunden und ist individuell sehr unterschiedlich. Außerdem verändert er sich im Laufe des Lebens und ist zum Teil von kulturellen und sozialen Faktoren abhängig.
Claudia Heck
Seit den 1960er-Jahren hat die durchschnittliche Schlafdauer markant abgenommen, von etwa neun auf etwa sieben Stunden. Denn: Früher ging man schlafen, wenn es dunkel wurde. Dann kamen das elektrische Licht, Clubbesuche, Online-Shopping … Für viele gilt: Erst kommt die Arbeit, dann das Sozialleben und zuletzt der Schlaf… Und: Manch einer würde gerne mehr schlafen, hat aber Schlafprobleme. Entsprechend boomt die Industrie: Von High-Tech-Betten bis zu Smart Devices, die helfen sollen, das eigene Schlafverhalten zu analysieren und so besser in den Griff zu bekommen…
Eine bereits 2014 vom Gottlieb Dutweiler Institut erstellte Studie untersuchte unter anderem, wie sich das Verlangen nach Schlaf in Einklang mit der digitalen 24/7-Gesellschaft bringen lässt. Basierend auf einer repräsentativen Umfrage in der Schweizer Bevölkerung entwarf die Studie sechs Thesen zur Zukunft des Schlafens:
Noch scheinen sich diese Thesen nicht zu Trends entwickelt zu haben. Manch eine Firma führte in den letzten Jahren zwar Schlaf- oder Ruheräume ein – sie werden jedoch eher wenig genutzt. Schlafen ist in unserer westlichen Gesellschaft noch immer etwas sehr Privates. Im Unterschied dazu etwa Japan, wo man gerne auch mal in der U-Bahn ein Nickerchen macht. Vielleicht ist es eine Frage der Zeit, bis die eine oder andere oben beschriebene Tendenz Teil unseres Alltags wird? Wir werden sehen.
In der Zwischenzeit schlafen wir am besten einfach wieder mal so richtig aus.
Claudia Heck
Ehemalige Beraterin für ComTeam Schweiz
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