ComTeam AG | Academy + Consulting
Bergfeldstraße 11
83607 Holzkirchen, Deutschland
ComTeam wird am 22. Oktober 50 Jahre alt. Dazu nehmen wir Euch in einer dreiteiligen Blogartikelserie mit auf eine kleine Zeitreise in unser Gründungsjahr 1974.
Unser letzter Artikel hat einige bemerkenswerte Ereignisse vorgestellt, die Deutschland im Jahr 1974 beschäftigt haben. Heute ist es Zeit, unseren beiden GründerInnen Heide und Walter Straub das Mikro zu übergeben: Taucht ein in die Gründungsgeschichte von ComTeam!
Viel Freude mit dem dritten und letzten Teil unserer Serie.
Zur Nachlese:
written by
Heide & Walter G. Straub
Oktober 2024
Was für ein Jahr, nicht nur für uns!
Heide
Mitte der 70er arbeitete ich mit einem zu dieser Zeit völlig neuen Ansatz: Als Ergotherapeutin entwickelte und gestaltete ich Wohngemeinschaften für psychisch instabile Menschen und leitete die ersten Bewohnergruppen. Man wollte weg aus den großen Psychiatrien hin zu gemeindenahen Einrichtungen.
Die Zusammenarbeit war in interdisziplinären Teams organisiert. Das ermöglichte, dass alle ihren jeweiligen fachlichen Beitrag einbringen konnten. Wir lernten viel voneinander und durch die Vielfalt im Team kamen wir zu besseren Lösungen, als wir es in isolierten Bereichen geschafft hätten. In dieser Tätigkeit habe ich viel über meine Art gelernt, Menschen zu helfen: Wie viel Eigenständigkeit, wie viel Unterstützung braucht jemand? Wie viel Nähe tut gut? Was braucht eine Person wirklich?
Für meine spätere Arbeit als Beraterin und Coach war diese Zeit sehr prägend.
Walter
Ich hatte nach meinen Studien bei Siemens angefangen in einer in der Gründung befindlichen internen Unternehmensberatung. Schon damals liefen viele Organisationsplanungen – so hießen in den 70ern die Change-Projekte – nicht wirklich erfolgreich. Deshalb sollte dieser Bereich neue und wirksame alternative Vorgehensweisen entwickeln.
Beteiligungskonzepte gab es nur wenige; die Organisationsentwicklung war, vor allem in Deutschland, noch in der frühen Pionierphase. Die einzelnen vorhandenen Ansätze sollte unser Bereich aufgreifen, weiterentwickeln und in die Praxis bringen. Die Führungsstruktur – patriarchalisch und hierarchisch – bei Siemens damals machte es nicht eben leicht, frei mit neuen Ansätzen zu experimentieren. Es ist nun mal 50 Jahre her.
Diese Unternehmenskultur trieb mich zum Quickborner Team: ein Beratungsunternehmen aus Quickborn, das sich genau mit dieser Entwicklung von Mitwirkungsmethoden und Veränderungsprozessen beschäftigte. Dort wurden die ersten Ansätze der Moderationsmethode entwickelt, eine damals sehr neue Art, wie Menschen an Diskussionsprozessen beteiligt werden konnten. Heute ist diese Methode in Change-Projekten und Workshops nicht mehr wegzudenken. Damals gehörten dazu Packpapierbögen (statt der eher angstmachenden weißen Flipcharts), Karten, Filzstifte, Klebepunkte, Pinnwände …
Die einzelnen, zur Anwendung kommenden Techniken und Materialien verändern sich seitdem ständig weiter, aber eine gute Moderation ist – nach wie vor – in erster Linie doch eine Frage der Haltung, des Menschenbilds und nicht der Technik und des Materials.
Als wir uns 1972 kennen und lieben lernten, kamen durch unsere unterschiedlichen Prägungen und Ausbildungen sehr verschiedene Sichtweisen und Blickwinkel zusammen. Wie sich später zeigen sollte, waren diese Unterschiede spannend und sehr bereichernd für unser gemeinsames Leben – aber auch manchmal konfliktreich und anstrengend. Im März 1974 haben wir geheiratet, weil wir zusammen Kinder haben wollten und wir beide arbeiten und für unsere Kinder da sein wollten.
Im Sommer 74 fuhren wir mit Freunden von Heide nach Südtirol, um mit Kindern aus der Region eine Woche mit Musik, Werken, Sport und Theaterspiel und mit einem grandiosen Abschlussfest zu gestalten. Die Freunde hatten schon mehrfach solche Kinderwochen organisiert und haben Heide um ihre Mithilfe gebeten.
In der Nachbesprechung keimte der erste Gedanke an ein mögliches gemeinsames Unternehmen. Uns kam die Idee, dass wir so etwas Ähnliches doch auch Erwachsenen anbieten könnten. Bei den folgenden Planungen haben wir sogar einen möglichen Standort gefunden: Monte Penegal, ein Hotel auf einer Bergspitze mit Blick auf Bozen. Es gab aber damals schon den Club Méditerranée, also so ganz allein waren wir nicht mit dieser Geschäftsidee. Auch mussten wir feststellen, dass keiner von uns aus der Reisebranche kam und dort Fuß zu fassen stellte sich als äußerst schwierig heraus.
Deshalb gaben wir diese Überlegungen schweren Herzens auf. Stattdessen konzentrierten wir uns wieder auf unsere „Leisten“: das Beratungs- und Personalentwicklungsfeld. Um Kunden zu gewinnen, benötigten wir dafür eine Firma mit der Ausformulierung unserer Leistungsfelder, einen eindrucksvollen Firmennamen, dazu Briefpapier und Visitenkarten. Der Firmenname entstand dann in einer kreativen, feucht-fröhlichen Nachtsitzung, der uns auch bei Tageslicht noch überzeugte.
Anfangs waren wir noch zu dritt: Franz Becker und wir, Heide und Walter Straub. Nach ein paar Jahren stellten wir jedoch fest, dass diese Zusammenarbeit für uns nicht wirklich zufriedenstellend war und wir uns – mit therapeutischer Begleitung – von Franz trennten.
Eine kleine Anekdote aus der Gründungszeit
Vor dem Gründungsakt beim Notar benötigten wir ein Firmenkonto und das darauf eingezahlte Mindestkapital. Zu diesem Zeitpunkt glaubten wir noch, dass wir das Geld auf dem Konto nachweisen müssten. So herumliegen hatten wir das aber nicht. Erfreulicherweise erfuhren wir dann noch vor unserem Notartermin, dass auch die eingebrachten Büroausstattungen als äquivalente Einzahlung reichten …
Ab jetzt konnten wir unsere unterschiedlichen Ausbildungen und Erfahrungen mit ganzer Kraft dafür nutzen, die sozialen und individuellen Hintergründe in unserem eigenen Entwicklungsprozess zu erkennen und für unsere Arbeit verfügbar zu machen. Mit dabei waren Ansätze aus
Aus vielen (Selbst-) Erfahrungen wurde uns auch klar, dass wir nicht als Therapeuten arbeiten wollten. Vielmehr wollten wir die erlebten Prinzipien in den (Berufs-) Alltag übertragen, also anwendbar machen, um damit Entwicklungsprozesse für Organisationen und Einzelne zu ermöglichen. Das hieß auch damals, unsere Arbeit mit Organisationen durch die Reflexion der Beziehungen und der Dynamiken im System zu bereichern. Zu dieser Zeit war z. B. das simple „Eisberg-Modell“ (Verhältnis der Beziehungs- zur Sach-Ebene) für viele Menschen noch völliges Neuland.
Übrigens: Es gab damals mehr Menschen, die uns von unserem Vorhaben abgeraten haben, als Freunde, die uns Mut machten und uns unterstützt haben.
In dieser Zeit entwickelten wir auch die Fotoprotokolle, um die im Workshop entstandenen Plakate und Flipcharts zu dokumentieren. Das hieß: Fotos machen, Fotos entwickeln, Fotos vergrößern und dann auf DIN-A4-Seiten kopieren. Alles von Hand. Damals war das ein richtiges Handwerk – heute nicht mehr erforderlich und kaum noch bekannt.
In der Zwischenzeit kristallisierten sich für unsere Art mit Gruppen zu arbeiten ein paar Essentials heraus: Wir benötigten zum Beispiel für unsere Arbeitsformen und Raumgestaltungen mehr Platz pro TeilnehmerIn, als die bis dato bekannten Sitzordnungen vorsahen.
Für uns hieß das nichts weniger als auf die Suche nach einer eigenen und geeigneten Tagungsstätte zu gehen!
Gefunden haben wir Eyrain, einen Bauernhof, in dem wir die Tenne zu einem Veranstaltungsort umbauen konnten.
Ein kurzer Blick zurück …: Stell dir vor, du betrittst durch ein großes Scheunentor einen Vorraum, links der ehemalige Silo. Dann gehst du durch eine Holztür und stehst in einen 200 qm großen Raum. Rechts ist ein Stuhlkreis mit Stellwänden, dahinter grüne Kissen mit einer Stereoanlage. Links siehst du mehrere runde Tische und im Anschluss eine Bar/Theke mit Kaffeemaschine. So sah die Arbeitssituation für Untertags aus. Übernachtet haben unsere TeilnehmerInnen in sechs Kilometer entfernten Gasthof. Dort haben sie auch gefrühstückt und zu Mittag gegessen. Zu Abend gegessen wurde gemeinsam in der Tenne – hierzu haben wir dann ein Büffet bestellt.
Dieser Ort nun ermöglichte uns, die Ausstattung, Technik, Fotolabor und die Atmosphäre so zu gestalten, dass wir unsere Ansprüche verwirklichen konnten.
Draußen in der Welt wuchs parallel zu unseren ComTeam-Entwicklungen die Anforderung, mehr Demokratisierung in die Arbeitswelt zu bringen. Es war damals auch deshalb notwendig geworden, weil auf der politischen Ebene Willy Brandt für „mehr Demokratie wagen“ geworben hatte und der Arbeitsmarkt ein „Arbeitnehmermarkt“ war: Es fehlten allerorten Arbeits- bzw. Fachkräfte. In solchen Zeiten mussten und müssen aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Wünsche und Bedürfnisse der ArbeitnehmerInnen besonders ernst genommen werden. Auch damals wurde über Führung neu nachgedacht: vom Harzburger Modell der Führung zu mehr kooperativen Führungs- und Beteiligungsansätzen.
Unser Angebot und unsere Beratung und Trainings stießen deshalb, erfreulicherweise, auf eine sich steigernde Nachfrage. Die Akademieformate wurden weiterentwickelt, zum Beispiel die Ausbildungen “Coaching” und “Prozessgestalter”, in die verschiedene Therapieansätze eingebracht und für die Organisationswelt adaptiert wurden:
Inge Brenner und Ulrich Hanke für Psychodrama.
Alfred Preuß und Elke Lorenz für die Gestalttherapie.
Roland Kopp und Ulrike Müller/Rothweiler für Hakomi.
Noch in Eyrain kamen dann viele Mitwirkende zu ComTeam, die das Unternehmen entscheidend mitprägten:
Das stetige ComTeam-Wachstum führte uns schließlich – nach zwei Jahren Suche – im Jahr 1982 zu unserem neuen, größeren und exklusiveren Standort mit eigenem Tagungshotel: Gmund am Tegernsee.
Dort werden wir die nächsten 40 Jahre verbringen: Gmund und das Hotel werden für vier Jahrzehnte ein wichtiger und prägender Ort für viele MitarbeiterInnen, TeilnehmerInnen, Gäste und Organisationen sein.
Danke, Heide und Walter, für euren Blick zurück und danke dafür, dass ihr diese besondere Organisation ins Leben geholt und über eine so lange Zeit so erfolgreich und mit ganzem Herzen weiterentwickelt habt. Wir, die jetzige ComTeam-Generation, werden diesen Spirit mit ebenso viel Herzblut und Überzeugung weiterführen, wie ihr das stets getan habt!
Happy Birthday, ComTeam!!!
Unsere Blogartikelreihe findet mit diesem Beitrag ihren Abschluss. Vielen Dank für’s Lesen – wir freuen uns auf die nächsten gemeinsamen 50 Jahre!
Bildquellen
ComTeam/Privat
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