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Ein Fall im Business-Coaching: Was, wenn mein Coachee im Widerstand ist?

Wohl jeder Coach kennt das Phänomen: Das Coaching bleibt an einer Stelle stecken, weil der Coachee im Widerstand ist. Und dafür gibt es gute Gründe, denn niemand befindet sich zum Spaß im Widerstand. Gemeinsam können Coach und Coachee aber diese Barriere überwinden.

edited by Heide Straub
Jahr 2016

Als grundsätzliche Arbeitshaltung gilt für den Coach, Widerstand als legitim zu begreifen – das heißt, die Barriere zu respektieren und mit ihr zu arbeiten. Barrieren treten niemals grundlos auf, sie haben einen Nutzen für den Betreffenden: Sie sind Schutz, Unterstützer, Wächter und Regler. Sie schützen vor Verletzung, Verlust oder Versagen. Sie regulieren das für die Person verträgliche Veränderungstempo, prüfen, ob die Veränderung zu ihr passt und sorgen so für Authentizität. Wegen ihrer guten Funktion werden Barrieren – auch im Business-Coaching – nicht gerne und nicht so schnell aufgegeben. Gleichzeitig liegt dahinter meist ein Wunsch, eine Sehnsucht oder ein Bedürfnis. Und hier findet sich der Schlüssel zur Öffnung: Wenn der Coach mit der Barriere kooperiert und sich mit ihrer guten Funktion verbündet. Der Wunsch, die Sehnsucht oder das Bedürfnis muss für die gemeinsame Arbeit genutzt werden. Hilfreich ist, sich die neue Wirklichkeit vorzustellen und Bedenken anzusprechen: „Was könnte im schlimmsten Fall passieren?“

Um die Barriere richtig zu erkennen und mit ihr arbeiten zu können, unterscheiden wir in unserer Business-Coaching-Ausbildung zwischen vier Arten von Barrieren. Die Grafik „Barrieren im Coachingprozess“ zeigt, mit welchen Maßnahmen Coaches den verschiedenen Barrieren begegnen können.

Barriere 1: Einsichts-Barriere

An der Einsichts-Barriere steckt jemand fest, der Klarheit vermeidet, sich nicht mit einem Thema auseinandersetzen möchte und ausweicht. Probleme werden genannt, aber keine Ideen, wie man zu Lösungen kommt. Dahinter steckt die Angst, sich festlegen zu müssen. Hier gilt es für den Coach, mit dem Coachee in Kontakt zu gehen: Auf inhaltlicher Ebene sollten konkret die Themen und Fragen, auf emotionaler Ebene die Ängste und Unsicherheiten angesprochen werden. Durch gezieltes Nachfragen kann der Coach die Situation konkretisieren. Ziel ist es, für Klarheit zu sorgen und Wege zu erschließen.

Barriere 2: Handlungs-Barriere

An der Handlungs-Barriere verhindert Überverantwortung effektives Handeln. Wer hier festhängt, bevorzugt meist Routine und schaltet Unberechenbares aus. Aus Angst, andere zu enttäuschen, fällt es schwer, „nein“ zu sagen, sodass eigene Bedürfnisse unterdrückt werden. Indizien für diese Barriere sind Verzögern und Aushalten, mehrfach das gleiche Gespräch zu führen, ohne Verbindlichkeit zu schaffen.
Im Business-Coaching ermutigt der Coach den Coachee an dieser Barriere, zunächst kleinere Entscheidungen zu treffen und zu ermöglichen, „nein“ zu sagen. Anfangs kann auf risikoärmeren Testfeldern außerhalb des beruflichen Umfelds geübt werden. Wichtig ist, dass sich der Coachee mit den eigenen Bedürfnissen und dem Gefühl der Überverantwortlichkeit auseinandersetzt.

Barriere 3: Stärkungs-Barriere

Die Stärkungs-Barriere verhindert, Erreichtes anerkennen und Leistung würdigen zu können. Sie zeigt sich, indem jegliche Art von Stärkung und Unterstützung – auch die des Coachs – aus Gewohnheit abgewehrt wird. Folge ist eine zweiflerische Haltung allem und jedem gegenüber. Hinter der Barriere verbirgt sich die Angst zu unterliegen, Grenzen akzeptieren und sich und anderen Fehler eingestehen zu müssen.
Damit sich die Barriere öffnen kann, müssen Coach und Coachee einen Weg finden, wie Erreichtes wertgeschätzt werden kann. Dabei sollte lösungsorientiert herangegangen werden. Der Coachee muss etwa lernen, Lob auszusprechen und anzunehmen. Nur, wenn im Business-Coaching-Prozess Leistung und Erfolg gewürdigt werden können, kann der Coachee hinter die Barriere und damit in den Zustand der Zufriedenheit gelangen.

Barriere 4: Abschluss-Barriere

An der Abschluss-Barriere verhindern das Nicht-aufhören- und Nicht-loslassen-Können die Beendigung eines Prozesses. Hinweise sind ein schnelles Arbeitstempo, Perfektionismus und Detailverliebtheit. Das dauerhaft hohe Energielevel führt dazu, dass „der Hamster im Rad“ keine Ruhe findet. Die Angst, in ein Loch zu fallen, führt zu ständigem Weitermachen und Unterdrücken von Gefühlen, sowohl positiven als auch negativen.
Für die Arbeit an der Abschluss-Barriere muss der Coachee in erster Linie in einen Zustand der Entspannung kommen. Der Coach sollte dazu sowohl auf inhaltlicher Ebene Kontakt machen („Es scheint ständig noch etwas zu verbessern zu sein?!“), wie auch auf emotionaler („Es fällt schwer, loszulassen!?“).

Ein Hinweis zum Schluss: Die aufgeführten Barrieren erwähnen wir hier in unserer Erfahrung mit dem Business-Coaching. Für Coaching-Prozesse, die über den beruflichen Kontext hinausgehen (wobei dieser auch immer persönliche Themen berührt), finden diese Erfahrungen nur begrenzte Gültigkeit.

Die Autorin

Heide Straub

Gründerin
ComTeam AG