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In der Pubertät ereignen sich dramatische Veränderungen für einen Menschen – und wie kommen wir nur damit klar? Im Vergleich dazu erscheinen die Auswirkungen im beruflichen Kontext gering, wenn Veränderungen (Changeprojekte) anstehen. Wenn „Führungskräfte” der Familien den Jugendlichen wohl gerne das Schild „wegen Umbau geschlossen” umhängen möchten, so ist dies im besten Sinne eine verständliche und brauchbare Analogie.
edited by Dr. Rainer Wegerhoff
Jahr 2015
Die mächtigen Umbauprozesse der Pubertät beziehen sich nicht nur auf körperliche Umbauprozesse sondern eben auch auf Veränderungen im Verhalten. Nüchtern neurobiologisch betrachtet ist in dieser Lebensphase das Gehirn in vielen Teilen im Change. Dies beinhaltet Änderungen in der Vernetzung von Nervenzellen und Arealen im Gehirn. So gehen Teile der Stirnlappen, die stark daran beteiligt sind, verantwortlich logisch zu denken, unsere Urteilsfähigkeit mitbedingen und für die sogenannte „Beherrschung von Gefühlen” mitverantwortlich zeichnen, erst im erwachsenen Alter vollständig online. Solange die Stirnlappen nicht ausgereift sind, werden Menschen also stärker von Gefühlen dominiert.
Und auch das haben wir gut gelernt: Auch im erwachsenen Alter benötigen wir positive Emotionen und Erfahrungen, um unser Gehirn veränderungsbereit zu machen und mit neuronaler Plastizität (Möglichkeit des Gehirns, Areale je nach Nutzung in Größe und Antworteigenschaft zu variieren) zu reagieren. Begeisterung für das und Freude an dem, was ich gestalte, sind effektive Parameter hierfür. Und da liegt die Krux in vielen Changeprozessen der Unternehmen. Welche Faktoren in den Prozessen werden früh als positiv emotional bewertet und welche positiven Erfahrungen können Beteiligte auf dem Weg zur neuen Wirklichkeit machen? Eigentlich ja ganz normale Führungsaufgaben, aber in Zeiten der Veränderung dann doch herausfordernd.
Im Gegenteil zu den positiven Erfahrungen bewirken Angst und Frustration häufig Stressreaktionen die -wenn sie lang anhalten und chronisch werden – zu einer „erlernten Hilflosigkeit” führen können und damit einhergehend sogar zu einem Zusammenbruch der Kognition (der mentalen Prozesse) führen. Kurzer Stress kann lernfördernd und anregend sein, unter anderem durch die damit verbundene Cortisolausschüttung (eines der Stresshormone) im Gehirn. Das macht ja durchaus Sinn, damit wir plötzlichen negativen Erfahrungen beim nächsten Mal besser begegnen können, da wir uns gut erinnern. Insbesondere in einem Areal des Gehirns, das ursächlich zu den Gedächtnisleistungen beiträgt, dem Hippocampus, sind viele Nervenzellen sensitiv für Cortisol. Längerer Stress der unausweichlich erscheint, schädigt mittels der Stresshormone jedoch die Leistung der Zellen, die für die Lernprozesse so wichtig sind.
Wenn Changeprojekte für die Betroffenen als für sie nicht kontrollierbar und voller Unvorhersehbarkeiten oder Befürchtungen erscheinen, reagieren sie in diesen Phasen unterschiedlich gestresst und Produktivität und Kreativität lassen langfristig nach. Im Umkehrschluss braucht es also ein Stück Eigenkontrolle sowie Lösungsorientierung und Klarheit, um dem entgegenzuwirken.
Unser Gehirn ist stets auf der Suche nach Belohnung und hat dafür ein eigenes komplexes Regelwerk. Um auf Neues zu reagieren und Bewertungen und Abwägungen vorzunehmen, zielen wir auf eine hohe gehirninterne Belohnung ab. Einer der Hauptdarsteller in diesem Thriller ist Dopamin, ein kleines Molek
Dopamin Wege im menschlichen Gehirn (http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ADopamine_pathways.svg)
Eine starke Dopamin-Überaktivität im Gehirn wird mit Schizophrenie in Verbindung gebracht und eine Unterversorgung mit der Alzheimererkrankung. Dazwischen liegt ein weites Feld der unterschiedlichen Möglichkeiten. Die fein individuell abgestimmte Dopamin Verteilung und Menge im Gehirn sowie die Anzahl der Rezeptoren, die es erkennen, beeinflusst hierbei vielfältig unsere Sicht auf die Welt und das, was wir als Wahrheit bezeichnen. Motivation, Entscheidungen und Emotionen benötigen diesen Mitspieler im Konzert der Komplexität.
Bei der Verarbeitung von Veränderungen reagiert unser Gehirn dann plastisch – sprich: es verändert sich – wenn die Belohnungskaskade mittels Dopamin angestoßen wurde. Und wie es mit den negativen Gedanken ist, so verstärken sich auch die positiven, wenn sie wiederholt auftauchen und die sogenannte „Bahnung” der Nervenzellen ermöglichen.
Dr. Rainer Wegerhoff
Ehemaliger Berater bei ComTeam AG
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